Neue Sprechstunden für die Akutversorgung
Die geplante Krankenhausreform hat viele Facetten und einige Änderungen werden auch die Notfallversorgung für Patientinnen und Patienten in ländlichen Regionen verbessern. Denn anders als bisher, soll diese wichtige Leistung künftig pauschal finanziert werden – nicht nur nach Menge. Für kleine Krankenhäuser wie das Naëmi-Wilke-Stift sind das eigentlich gute Nachrichten. Das Problem ist nur: Die Reform wird erst ab 2027 allmählich Wirkung zeigen. So lange werden viele Kliniken wirtschaftlich kaum durchhalten – und vielleicht die teure Notfallversorgung einstellen.
Gute Versorgung, wenn sie gebraucht wird
„In Guben möchte man den Weg der Schließung nicht gehen, sondern sucht nach bedarfsgerechten Lösungen“, erklärt Rutker Stellke. Der Facharzt für Anästhesiologie leitet das Notfallzentrum am Naëmi-Wilke-Stift und kennt die Versorgungssituation in der Region gut. „Wir fühlen uns dafür verantwortlich, dass die Menschen in Guben auch künftig eine verlässliche Notfallversorgung erhalten“, macht er klar. Die Erwartung der Menschen sei: Eine Notaufnahme hat rund um die Uhr geöffnet. Dennoch, weiß Rutker Stellke „kommen fast alle unsere Patienten tagsüber und vielleicht noch in den frühen Abendstunden.“ Vor diesem Hintergrund hat man sich im Naëmi-Wilke-Stift entschieden, die Notfallversorgung ab sofort auf „Schwerpunktzeiten“ zu fokussieren. Außerhalb dieser Zeiten sind die Fachärzte daheim in Bereitschaft und können in dringlichen Fällen auch per Telemedizin konsultiert werden. So wird von 20 Uhr bis 8 Uhr am Folgetag nur die gesetzliche Mindestbesetzung für Notfälle vorgehalten, Nicht-Notfallpatienten mit ambulantem Versorgungsbedarf wird ein Angebot im Rahmen der Regelversorgung gemacht. Die Schwerpunktstrategie ermöglich zudem neue Angebote: So soll es ab Januar am Wochenende eine zusätzliche, fachärztlich-chirurgische Akutsprechstunde geben.
Enge Abstimmung in der Region
Das neue Konzept bedarf einer engen Abstimmung mit den Rettungsdiensten und umliegenden Krankenhäusern, selbstverständlich ist auch die Stadt Guben im Boot. „Agieren statt reagieren ist das Gebot der Stunde. Wir sind froh, dass unser Krankenhaus mit innovativen Ideen das Stadt-Land Gefälle kompensiert“, sagt Bürgermeister Fred Mahro. Zweimal habe Verwaltungsdirektor Mogwitz seine Pläne im Gesundheitsausschuss vorgestellt „und ich bin sicher, dass die Bürgerinnen und Bürger von Guben sich darauf einstellen werden – auch um das Krankenhaus zu unterstützen.“
„Die Veränderung macht für die Menschen fast keinen Unterschied und wir können dadurch wesentlich effizienter arbeiten“, sagt Verwaltungsdirektor Andreas Mogwitz. „Nach wie vor können lebensbedrohliche Notfälle auch nachts im Naëmi-Wilke-Stift versorgt werden. Patienten mit nicht-dringlichem, ambulanten Versorgungsbedarf erhalten ein Behandlungsangebot für den Folgetag bzw. können sich in den Bereitschaftspraxen der Kassenärztlichen Vereinigung vorstellen.“