Wenn Claudia Haeseler eine Stationsvisite macht, dann schaut sie sich die Patientenakten aus einer ganz anderen Perspektive an als beispielsweise Pflegepersonal und Ärzte. Sie inspiziert Medikationspläne. Als Stationsapothekerin prüft sie mit welcher Medikation der Patient ins Krankenhaus kommt, ob die Arzneimittel zusammenpassen, ob es doppelte oder ungünstige Wechselwirkungen gibt und was aus Sicht der Pharmazeutin nötig ist, um eine möglichst ideale Arzneimitteltherapie zu gewährleisten.

Seit Frühjahr arbeitet sie im Naëmi-Wilke-Stift und ist zurzeit vor allem im orthopädisch-chirurgischen Bereich beratend tätig. „Pharmazeuten haben einen speziellen Blickwinkel auf Medikamente. Wir gehen im Studium in die Tiefe und wissen deshalb auch sehr genau, dass manche Kombinationen einfach nicht gut sind. Man kann im Sinne des Patienten immer etwas besser machen.“ Ziel ist es, die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten und den Patienten in Absprache mit den behandelnden Ärzten bestmöglich einzustellen.

Wichtig ist dabei, stets auf dem Laufenden zu bleiben, und so sitzt Claudia Haeseler auch oft vor dem Computer, um Entwicklungen und Forschungen in der Pharmazie zu verfolgen.

Nicht jeden Patienten kann sie persönlich beraten, deshalb wird sie zunächst bei Risikopatienten aktiv. Menschen mit Leber- oder Nierenschwäche, solche mit mehreren Krankheiten, die viele Medikamente zu sich nehmen – mehr als fünf Medikamente sind da der Auslöser für eine genauere Analyse. Während des Krankenhausaufenthaltes kann sie schon beobachten, ob die Medikamente wunschgemäß wirken.

Nach dem stationären Aufenthalt erhalten die Patienten und ihr Hausarzt eine Abschlussmedikation. Hier liegt der jungen Apothekerin ein guter Rat sehr am Herzen. Viele Patienten nehmen die Medikamente nicht so ein wie verschrieben. Das geben sie dann aber gegenüber dem Arzt nicht zu und der wundert sich, dass die Medikamente nicht anschlagen. Das ist ein ganz unglücklicher Kreislauf, der für den Patienten nur Nachteile bringt. „Bitte seien Sie offen zu ihrem Arzt. Es gibt sehr gute Medikamente, doch manchmal muss man Geduld haben, bis sie wirken.“